2Pac & Notorious BIG

Deckt die Polizei ihre Mörder?

Die Mörder der Rap-Ikonen sind bis heute nicht gefasst. Zufall oder Skandal? Ein Buch wirft neue Fragen auf...

9.März 1997: Der Mord an Eastcoast-Rapper Notorious BIG  alis Christopher Wallace (24) erschüttert die Hip-Hop Welt. Der Superstar von Puff Daddys New Yorker Plattenlabel Bad Boy wird in Los Angeles erschossen – er kommt gerade von einer „Soul Train Award“- Party und ist auf dem Weg ins Hotel. „Drive By Shooting“ – Mord im Vorbeifahren: Ein schwarzer Chevvy fährst kurz nach Mitternacht neben den grünen GMC Suburban, in dem Biggie sitzt. Der dunkelhäutige Fahrers des Chevvy, so ein Zeuge, eröffnet plötzlich das Feuer. Sein Ziel: der Beifahrersitz des GMC, auf dem Notorious BIG sitzt. Die Kugeln zerfetzen den Körper des schwergewichtigen Rappers. Um 1.15 Uhr wird Biggie im Krankenhaus für tot erklärt.

Dieser Mord war der zweite blutige Höhepunkt eines Krieges zwischen Rappern von East- ( New York, Bad Boy) und Westcoast (Los Angeles, Death Row). Sechs Monate zuvor, am 13 September 1996, war Westcoast-Star Tupac Shakur (25) in Las Vegas gestorben; wie Biggie nach einem Drive-By-Shooting. Und noch etwas haben beide Fälle gemeinsam – die Mörder wurden bis heute nicht gefasst. Möglicher Grund: Die Polizei scheint kein Interesse an der Aufklärung der Verbrechen zu haben! Diese Theorie vertritt zumindest US-Journalist Randall Sullivan in seinem Buch „Labyrinth“ (ab Herbst auf Deutsch erhältlich). Auf 324 Seiten beschreibt er die Hintergründe des Rapper-Krieges, die Drogen- und Waffengeschäfte von Death Row Boss Suge Knight und die Verstrickungen von L.A. Polizisten, die u.a. für Security Dienste auf der Lohnliste von Death Row standen.

Sullivan stützt sich auf Erkenntnisse des Ex-Polizisten Russel Poole. Der führte die Ermittlungen im Mordfall BIG, bis er im Oktober 1999 entnervt den Dienst quittierte. „Höchste LAPD Beamte haben meine Ermittlungen sabotiert“, sagte Poole. Aber warum? Sullivan glaubt, dass die Polizei von Los Angeles (kurz: LAPD) einen weiteren Cop-Skandal verhindern wollten. Anfang der 90. Jahre war es in L.A. nämlich zu Rassenunruhen gekommen, nachdem weiße Polizisten den farbigen Amerikaner Rodney King bei einer Routinekontrolle vor laufenden Kameras verprügelt hatten. Jetzt befürchtet man, die Behauptung, Cops währen an der Erschießung von Tupac und Biggie beteiligt, könnten zu erneuten Ausschreitungen führen.

Untermauern soll diese Theorie z.B. von Russel Poole mit Kollegen aus Vegas. Ein Beamter: „Der Tupac Mord wird nie aufgeklärt werden, weil Politiker in Las Vegas die Stimmung zwischen Schwarzen und Weißen nicht anheizen wollen.“ Ähnlich sieht es im Fall B.I.G. aus: Sullivan bringt den schwarzen LAPD - Detective David Mack und dessen freund Amir Muhammad mit dem mord in Verbindung. Beide sollen im Auftrag von Death Row Boss Suge Knight das Attentat geplant haben. Fakt ist: Cop David Mack pflegte rege Kontakte in der Chefetage von Death Row. Sein Auto hatte die gleiche Farbe wie das, aus dem die Schüsse auf B.I.G. abgegeben wurden. Ein Tatzeuge will Amir Muhammad als Schützen erkannt haben. Und ein Informant benannte David Mack als Mörder.

Mack, der heute wegen eines Banküberfalles im Knast sitzt, wurde vom LAPD jedoch nicht überprüft, sein Auto nie nach Spuren untersucht. Auch Amir Muhammad entkam einem Verhör – die Polizisten konnten ihn nicht finden. Zeugenaussagen stützen hingegen die Mack/Muhammad Theorie. Im Februar 2001 sagte ein Mark Hylland gegenüber dem FBI aus, er hätte für Suge Knight und David Mack Geld für die Ermordung B.I.G’s transportiert. Im Mai 2001 identifizierte Eugene Deal, Puff Daddy’s Bodyguard, Amir Muhammad als Tatverdächtigen im Fall B.I.G. Eine Anklage wurde bis heute nicht erhoben. Dass der fall jetzt noch mal aufgerollt wird, liegt nicht nur an Sullivan’s Buch. Biggies mutter Voletta Wallace, ihre zwei Enkel und Witwe Faith Evans reichten Klage gegen drei ehemalige LAPD-Beamte und die Stadt Los Angeles ein. Ihr Vorwurf: Das LAPD habe die ermittlungen verzögert, vertuscht und eingestellt, als sich abzeichnete, dass L.A-Cops an der erschießung von Biggie beteiligt gewesen sein könnten.

Trotz allem wird das LAPD wohl ungeschoren davonkommen und damit einer möglichen Schadenersatzzahlung von 100 Mio. Dollar entgehen – selbst wenn David Mack der Mörder ist. Denn der war zum Zeitpunkt der Schießerei nicht im Dienst...

(Quelle: Yam 26. Juni 2002)

Abgeschrieben von Niamaru für 2Pacaveli.de

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